Fürsorge ist sehr viel mehr als nur angenehmes Beiwerk des menschlichen Lebens, in der Fürsorge findet die Liebe des Menschen ihre ganze Erfüllung. Sie ist der praktische Nutzen der Liebe, denn hier kann sie sich Ausdruck verschaffen.
In der Fürsorge erweckt sich die Liebe zum Leben, hier wird sie wirklich, praktisch, real und im wahrsten Sinne des Wortes „genießbar“, und zwar für den Gebenden wie auch für den Nehmenden. Es gehört zu den süßesten Wonnen menschlichen Daseins, Geliebte und Geliebtes umsorgen zu dürfen und zu können.
Fürsorge ist niemals Opfer. Wenn sie als Last empfunden wird, mangelt es mit Sicherheit an Fürsorge für sich selbst. Wie wir also sehen, kommen wir auch in diesem wie in jedem anderen Aspekt der Liebe nicht um die Selbstliebe herum. Wird Fürsorge als eine Bürde empfunden, geht es nicht um ein ungesundes Verhältnis zwischen dem Geben und Nehmen im zwischenmenschlichen Bereich, sondern vielmehr um ein Ungleichgewicht im Umgang mit der eigenen Persönlichkeit. Man kann einem anderen niemals zu viel geben. Fürsorge ist ein fundamentaler Eckstein gelebter Liebe, sie ist sozusagen ihr Gradmesser.
Das Sichkümmern um den Erhalt dessen, was geliebt wird, entspringt dem tiefsten Wesenskern der Liebe selbst. Mehr noch als um den bloßen Erhalt geht es der Liebe um Wachstum, Entfaltung und Gedeihen dessen, was man liebt. So wie die Liebe selbst in ewiger Ausdehnung begriffen ist, so will sie auch das immerwährende Wachstum für ihr Ziel.
Alles, was der Liebe anvertraut ist, strebt nach steter Vermehrung und Erweiterung. So wie ein Kind, das in fürsorglicher Atmosphäre aufwachsend, ganz einfach und selbstverständlich seine Möglichkeiten auslotet, so leicht wächst es auch in seine Potenziale hinein. Doch nicht nur beim Kinde ist dem so. Fürsorge bietet dem Menschen in jeder Lebensphase den Rahmen an emotionaler Geborgenheit, den er braucht, um zu seinem vollen Potenzial heranzureifen.
[Regulus – aus Band IV]